Das Posthorn-Experiment
In den vergangenen zwei Jahren konnte das Ensemble von FENSTERZURSTADT das kleine Ladenlokal mit Schaufensterfront in der Posthornstraße 13 mit der belebten Installation BED PEACE 2022 und der Projektvorbereitung im Gespräch WILLKOMMEN IM FUTUR-O-LOGISCHEN INSTITUT bespielen. Für Herbst und Winter 2024/25 sind vor Ort weitere
szenische Experimente, belebte Installationen und Mini – Konzerte in unterschiedlichem Format
geplant. Die Performer*innen schlüpfen in die Rollen von engelsgleichen Musen, die ganz real,
aber auch kulturgeschichtlich betrachtet, schon immer mehr von Luft und Liebe als von finanziellen
Zuwendungen leben und lebten, um die Welt mit ihrer Fantasie und Begeisterung für die Kunst,
die Künstler:innen und die zufällig erscheinenden Besucher:innen zu inspirieren.
Zur Eröffnung der kleinen Bühne in der Posthornstraße 13 startet DAS POSTHORN-EXPERIMENT mit einer szenischen Lesung von Interviewtexten, die auf oder im Sattel einer Fahrradtour durch Ostdeutschland (Sachsen-Anhalt, Sachsen und der Oberlausitz) entstanden sind. Die Interviews basieren auf einer Recherche, die die darstellende Künstlerin Ruth Rutkowski im Rahmen eines vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur geförderten Stipendiums mit dem Titel „Stadt ohne Frauen“ aufgenommen hat. In den Texten kommen ansässige Zeitzeugen zu Wort, die über ihre gegenwärtige Lebenssituation Auskunft geben und den Wegzug aus den neuen Bundesländern thematisieren.
Im zweiten Posthorn-Experiment vom 27.11.- 30.11.24 sind wir ganz “Ohr“, „On Air“. Alle Ansässigen, Neugierige, zufällige und absichtliche Besucher:innen laden wir zu den vorgegebenen Öffnungs- und Sprechzeiten zwischen 18:00 und 21:00 in unser Ton-Studio ein. Bei einem Getränk sprechen wir über Dinge, die uns bewegen, die uns wichtig sind und über die Kunst der Nachbarschaft. Welche Geschichten gibt es zu erzählen? Wie laut ist die Nachbarschaft? Welche Geräusche, Stimmen und Klänge erzeugt sie in der Realität oder aber auch in unseren Köpfen? Sie können ihr Herz ausschütten, sich beschweren, philosophieren oder einfach nur laut denken. Wir kommen ins Gespräch, hören zu und nehmen auf. Aus den Audioaufnahmen, die während der Sprech- und Öffnungszeiten entstehen, wird ein Hörstück geschnitten, das wir in den kommenden Monaten im Rahmen des Projektes in der Posthornstraße und online vorstellen werden.
Der Eintritt zu den Veranstaltungen kann je nach finanziellen Möglichkeiten frei gestaltet werden,
Getränke und Speisen werden gegen Spenden angeboten.




23
JAN
ON AIR
JANUAR 23 / 24 / 25
01
FEB
DAS POSTHORN-EXPERIMENT: STADT OHNE FRAUEN
Szenische Lesung
Spieltermine:
DAS POSTHORN-EXPERIMENT: ON AIR
2024 NOVEMBER 27 / 28 / 29 / 30
2025 JANUAR 23 / 24
jeweils 18 - 21 Uhr
2025 JANUAR 25
11 - 14 Uhr
Zusatztermine
DAS POSTHORN-EXPERIMENT: STADT OHNE FRAUEN
2024 DEZEMBER 12
Beginn 19 Uhr
2025 FEBRUAR 01
Einlass 19 Uhr | Beginn 19:30 Uhr
(bitte anmelden unter post@fensterzurstadt.de)
Veranstaltungsort:
Ladenlokal Posthornstrasse 13,
30449 Hannover.
Eintritt
PAY WHAT YOU CAN - Um
Spenden für den Besuch
der Veranstaltungen,
sowie Speisen und
Getränke wird je nach den
finanziellen
Möglichkeiten gebeten.
Kontakt
Ansprechpartner: Carsten Hentrich
Mobil: 0170 / 167 19 79
E-Mail: post@fensterzurstadt.de
LINDENER ZEITUNG
Ein bisschen Dessau, Görlitz und Bitterfeld mitten in Linden
Am 16. November eröffnete das Theater fensterzurstadt offiziell seine neuen Räume in Linden. In der Posthornstraße 13 entstanden in einem kleinen Ladenlokal ein Fenster zur Stadt und zugleich ein Fenster der Stadt zur Kultur. Eröffnet wurde mit der szenischen Lesung ,;Stadt ohne Frauen", in dem Ruth Rutkowski auf einer Fahrradtour durch Sachsen Interviews mit verblieben Einwohnerinnen führte. Sie ging dabei der Frage nach, warum viele junge Menschen und speziell Frauen den Osten verlassen.
Urig und nostalgisch war es im Ladenlokal in der Posthornstraße und manch einer ahnte, hier braut sich was zusammen. Und das war nicht nur die sozialkritische Kultur. Die szenisch gelesen Interviews offenbarten viel mehr. Mit Empathie, ohne Wertung und ohne Pathos wurde etwas von der gelebten Lebensrealität im Osten vermittelt. ,,Wo geht die Reise - so viele Fragen – all die Fragen" kam es aus dem Off. Authentisch - so wie einfache Menschen denken und empfinden - wurden die Menschen mit ihren Lebensfragen gezeigt. Ob aus Dessau, Görlitz oder Bitterfeld, ernüchternde Stimmen von Menschen, die verzweifelt und ohnmächtig die gesellschaftliche Ungerechtigkeit erleben und ihren Unmut über die Politiker äußern. Aber man merkt in der Lesung, die Menschen wissen, im Grunde interessiert es keinen. Sie fühlen sich vom Staat vergessen und merken, in ihrem Land "geht es nicht vorwärts, es geht ja nur rückwärts". Strom, Gas, alles wird teurer, die Lebensumstände schlechter. Sie haben Angst davor, dass Geld nichts mehr wert ist - und man spürt in bedrückender Weise in den szenischen Lesungen die Resignation der Menschen. Entsprechend kommt zur Lesung immer wieder aus dem Off: "Und es gibt nirgendwo ein Land, wo alle Menschen glücklich sind." Aber das tröstet nicht. Bedrückt verlässt man den kleinen nostalgischen Laden mit der wohl kleinsten Bühne Lindens und denkt: ,,Ah, daher ist das so in Sachsen, die sind verzweifelt."
Weil die Lesung so ein Erfolg und inhaltlich so wichtig ist, wurde vom Theater fensterzurstadt eine zweite Vorstellung angesetzt. Sie findet am 12. Dezember ab 19.00 Uhr statt. Der Beginn der Lesung ist 19.30 Uhr, aber besser man ist schon um 19.00 Uhr dort und bereitet sich schon mal innerlich auf einen harten Brocken professionell inszenierter sozialkritischer Kultur vor, den man dann in den nächsten Tagen in aller Ruhe „verdauen" kann.
Es lesen: Alexandra Faruga, Elisabeth Frank, Carsten Hentrich, Heino Sellhorn
Gefördert durch:
REGION HANNOVER / LAND NIEDERSACHSEN, SHANNOVER STIFTUNG und das